Besra Gültekin
18. Juni 2023
Prominente Expertinnen diskutieren über Gewalt an Frauen und setzen auf Bewusstseinswandel
Bad Soden-Salmünster - Am gestrigen Sonntag versammelten sich trotz der intensiven Hitzewelle etwa 2000 Menschen im idyllischen Kurpark von Bad Soden, um am dritten jährlichen Benefizlauf der "Spessarthelden - laufen gegen Gewalt" teilzunehmen. Die Veranstaltung, eine Initiative des TuGce-Albayrak-Vereins, wurde erstmals im Jahr 2019 ins Leben gerufen, um an den tragischen Verlust von TuGce Albayrak zu erinnern, einer jungen Frau, die 2014 Opfer von Gewalt wurde. Der Benefizlauf hat sich zu einer starken Bewegung entwickelt, die ein deutliches Zeichen gegen Gewalt setzen will. Eine herausragende Rolle spielt dabei Dogus Albayrak, der Bruder der Namensgeberin und Initiator des Vereins sowie des Laufes. Gemeinsam mit Bürgermeister Dominik Brasch (parteilos) eröffnete er die Veranstaltung bereits am Morgen nach einer beeindruckenden Podiumsdiskussion im Musikpavillon, die unter dem Titel "Frauen und Gewalt: eine gesellschaftliche Verantwortung" stand. Ein riesiges pinkes Banner mit der Aufschrift #empowerher bildete dabei den eindrucksvollen Hintergrund.
Die Podiumsdiskussion bot eine bedeutende Plattform für Expertinnen, um über das Thema Gewalt an Frauen in Deutschland zu diskutieren. Leni Breymaier, SPD-Bundestagsabgeordnete, betonte, dass trotz des alarmierenden Anstiegs von Gewalt gegen Frauen in Deutschland immer noch zu wenige Plätze in Frauenhäusern zur Verfügung stehen. Sie äußerte die Hoffnung, dass im Herbst die Finanzierung der Frauenhäuser verbessert und die dringend benötigten Ressourcen bereitgestellt werden können. Dennoch betonte sie auch, dass derzeit der Eindruck besteht, dass Aktivitäten gegen Gewalt an Frauen eher rückläufig sind: "Es geht rückwärts, die Richtung stimmt nicht mehr."
Dr. Ingeborg Kraus, Psychologin und Traumatherapeutin, wies auf die Verbindung zwischen der Darstellung von Frauen in den sozialen Medien und der zunehmenden Gewalt gegen Frauen hin. Sie zitierte Untersuchungen aus Kanada, die zeigen, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen um 40 Prozent gestiegen ist, seitdem Kinder und Jugendliche einfachen Zugang zu pornografischen Inhalten haben. Dr. Kraus wies auch auf die erschreckende Zahl von 260 Frauen hin, die 2022 in Deutschland durch Feminizid ums Leben kamen. Neben der physischen Gewalt werde auch die psychische Gewalt immer drängender. Carmen Schiller, Mitglied des Bundesvorstands von "Terre des Femmes - Menschenrechte für die Frau" und Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Würzburg, betonte, dass körperliche Gewalt oft sichtbar sei, während die seelischen Narben für Außenstehende unsichtbar bleiben. Sie betonte, dass die Beweislast in solchen Fällen oft bei den Opfern liege, die leider manchmal sogar in psychiatrische Einrichtungen gezwungen werden. Doch sie betonte auch: "Gewalttätige Männer gehören ins Gefängnis."
Ein weiterer bemerkenswerter Beitrag kam von Svenja Beck, die selbst lange Zeit in einer narzisstischen Missbrauchsbeziehung gefangen war. Sie beschrieb die Abhängigkeit in solchen Beziehungen als vergleichbar mit einer Sucht, bei der körperliche und seelische Entzugserscheinungen auftreten, wenn man sich daraus befreit. Beck betonte die Wichtigkeit angemessener Unterstützungssysteme, die nicht länger ausschließlich ehrenamtlich organisiert werden sollten.
Die Podiumsdiskussion im Rahmen des "Spessarthelden" Benefizlaufs zeigte eindrücklich, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert werden darf und dass ein Umdenken in der Gesellschaft dringend erforderlich ist. Die Diskussionsteilnehmerinnen setzten sich mit Leidenschaft für eine Welt ohne Gewalt ein und unterstrichen die Bedeutung von Bewusstseinsbildung und effektiven Maßnahmen. Der Benefizlauf, der im Anschluss an die Diskussion stattfand, bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, aktiv ein starkes Zeichen gegen Gewalt zu setzen und sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen. Der Rekord an Teilnehmenden, der an diesem Tag aufgestellt wurde, verdeutlichte die wachsende Unterstützung und das Engagement der Gemeinschaft, die sich für ein gewaltfreies Umfeld einsetzt.
Die "Spessarthelden" haben gezeigt, dass sie nicht nur laufen, sondern auch aktiv zu Veränderungen beitragen wollen. Der Bruder von TuGce Albayrak, Dogus Albayrak, kämpft unermüdlich für eine Welt ohne Gewalt und hat mit seinem Engagement die Bewegung #empowerher ins Leben gerufen. Diese Initiative zielt darauf ab, Frauen zu stärken und sie zu ermächtigen, ihre Stimme zu erheben und sich gegen Gewalt zur Wehr zu setzen. Mit der Podiumsdiskussion am Morgen der Veranstaltung, begleitet von einem beeindruckenden pinken Banner mit dem Slogan #empowerher, wurde deutlich, dass der Kampf gegen Gewalt an Frauen eine gesellschaftliche Verantwortung ist, der sich viele Menschen anschließen möchten.
Der "Spessarthelden" Benefizlauf hat erneut bewiesen, dass eine starke Gemeinschaft Veränderungen bewirken kann. Durch das Zusammenkommen von Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Hintergründe wird das Bewusstsein für Gewaltprobleme geschärft und der Grundstein für eine bessere Zukunft gelegt. Die hohe Teilnehmerzahl und der neue Rekord sind ein deutlicher Ausdruck des Engagements und des Willens, Gewalt gegen Frauen zu beenden und eine friedliche Gesellschaft aufzubauen.
Dogus Albayrak, Vorsitzender des TuGce-Albayrak-Vereins und Initiator des "Spessarthelden" Benefizlaufs, äußerte sich begeistert über die Resonanz und den Erfolg der Veranstaltung. Er betonte die Bedeutung des Engagements aller Teilnehmenden und erklärte:
"Es erfüllt mich mit großer Freude und Stolz zu sehen, wie viele Menschen sich für unsere Botschaft gegen Gewalt engagieren. Der Benefizlauf und die Podiumsdiskussion haben gezeigt, dass wir gemeinsam eine starke Stimme sein können, die sich gegen Gewalt erhebt und für ein gewaltfreies Miteinander eintritt. Jeder Schritt, den wir heute gemeinsam gemacht haben, ist ein Schritt in Richtung Veränderung. Wir möchten Frauen ermächtigen und sie ermutigen, ihre Stimme zu erheben und sich gegen Gewalt zur Wehr zu setzen. Die Bewegung #empowerher soll Frauen stärken und ihnen die Gewissheit geben, dass sie nicht allein sind. Ich danke jedem Einzelnen, der heute hier dabei war, für seine Unterstützung und seinen Einsatz. Gemeinsam können wir eine Welt schaffen, in der Gewalt keine Rolle mehr spielt."